Freilichttheater Juli/August 2006
Ein Volksstück in 20 Bildern von Reinhard Haiplik
Inhalt
Sie passen nicht in die angeblich so heile Welt des Königreichs Bayern, mit einem Märchenkönig und dem seriösen Bürgertum. Sie - gemeint sind die Wilderer und Räuber des 18. und 19. Jahrhunderts. Aber man liebt sie heute noch. Sie haben sich einen festen Platz in der bayerischen Volksmusik, in der Literatur, im Theater, im Film und sogar im Fernsehen erobert.
Schriftsteller wie Ludwig Thoma, haben sie in unzähligen Romanen und Kurzgeschichten verewigt und Bänkelsänger sangen ihre Räubermoritaten, die später Liedersammler wie der Kim Pauli, aufzeichnen sollten.
Welchem echten Bayern sind die Namen wie "Bayerischer Hiasl", Matthias Kneissl oder Georg Jennerwein kein Begriff. Voll Stolz kann der Bayer sagen: "Was woll´n denn die Engländer mit ihrem Robin Hood? Solcherne ham mia im Dutzend g´habt!"
Wenn man aber ehrlich ist, muss man auch zugeben, dass die Verglorifizierung dieser sogenannten Volkshelden nicht der Realität entspricht. Sie mögen die ärmere Bevölkerung ab und zu unterstützt haben, aber nur um den Preis für Unterschlupf, Verköstigung oder Hehlerdiensten. Im Grunde genommen waren sie aber nichts anderes als Verbrecher. Mit der Wilderei, über deren Wertung man aus der Sicht der damaligen Zeit unterschiedlicher Meinung sein kann, fing es meistens an. Meist endete jedoch so eine Wildererkarriere mit Diebstahl, Einbruch, Raub und in extremen Fällen sogar mit Mord.
Einige dieser Verbrecher steigerten sich im Laufe der Zeit so in ihre kriminelle Laufbahn hinein und gingen mit einer solchen Brutalität vor, dass sogar heute noch, nach weit über 100 Jahren, von Räuberromantik keine Rede sein kann.
Zu diesen gehören auch die beiden Räuber, die von 1871 bis 1873 das Donaumoos, die Hallertau und die Umgebung von Ingolstadt terrorisierten, Ferdinand Gump und Eduard Gänswürger(Er hiess wirklich so!).
Gänswürger, 1843 in Grillheim und Gump, 1844 in Walding geboren, begannen ihre Laufbahn schon früh. Jagtfrevel, Diebstahl und Körperverletzung, das waren die Delikte, die beide 1869 ins Zuchthaus brachten. Nach seiner vorzeitigen Haftentlassung 1871 setzte Gump, auch "Seitz - Fendi" genannt, sofort seine kriminelle Laufbahn fort. Allein oder mit wechselnden Komplizen beging er Diebstähle, Einbrüche, ja sogar einen Raubüberfall.
Im September gelang Gänswürger die Flucht aus dem Zuchthaus in München und nicht lange darauf traf er zufällig auf einer Landstrasse mit Gump zusammen.
Nun starteten die beiden eine Serie von Verbrechen, wie man sie bis dahin noch nicht kannte. Mit Diebstählen, Einbrüchen, und Raubüberfällen bestritten sie ihren Lebensunterhalt. Eine Reihe von Hehlern in mehreren Ortschaften unterstützten sie dabei und gewährten ihnen Unterschlupf. Die Behörden waren ratlos. Auch die Bevölkerung geriet langsam in Aufruhr, besonders als die zwei mit noch einem Komplizen, namens Faltermeier, zwei Bauern auf dem Weg zum Viehmarkt nach Mainburg ermordeten und ausraubten. Anschliessend ermordeten die beiden auch noch Faltermeier, vermutlich, um einen unliebsamen Zeugen auszuschalten.
Was diverse Liebschaften betrifft, waren die beiden auch keine Kinder von Traurigkeit. Gump vergnügte sich in Ingolstadt, das er öffter in verschiedenen Masken besuchte. Gänswürger hatte auf dem Land mehrere Geliebte, unter anderen auch die Kramersfrau Margarete Kufer aus Karlskron. Aus bis heute noch ungeklärten Gründen erschoss einer der beiden Räuber die Kramersfrau. Gump schob bei den späteren Vernehmungen die Schuld auf Gänswürger. Eien Tag nach dem Mord in Karlskron erschoss Gump den Gänswürger am Ortsrand von Manching. Der Grund dafür liegt auch heute noch im Dunkeln. Nun wird Gump zum Gejagten. In seinem Kampf ums Überleben wird er zur Bestie. Er begeht ein Verbrechen nach dem anderen.
Mit welch beispielloser Frechheit Gump vorging, beweist dass er als Soldat verkleidet auf die Beerdigung des von ihm ermordeten Polizeikommandanten Anton Bauer ging. Der ganze Spuk nahm erst ein Ende, als Gump schliesslich in Wolnzach erkannt und von einigen beherzten Bürgern gefangen wurde.
Doch auch als Untersuchungsgefangener spielte er seinen Verfolgern einen letzten Streich. Bevor es zum Prozess und zur Hinrichtung kommen konnte, starb Gump am 23.11.1873 in der Untersuchungshaft an Lungenschwindsucht.
Gump und Gänswürger sind die einzigen der bekannteren bayerischen Räuber, über die es noch kein Theaterstück gab. Diese Lücke im Bereich des volkstümlichen Theaters hat der Pfaffenhofener Autor Reinhard Haiplik auf Wunsch der Theaterbühne Manching geschlossen. Reinhard Haiplik, selbst ein begeisterter Laienspieler, hat schon einige Bühnenstücke sowie Freilichttheaterstücke geschrieben. Ein Beispiel dafür ist das Hexendrama "Die Katzenliesl", das mit grossem Erfolg von der Langenbrucker Theaterbühne aufgeführt wurde. Mit dem Stück "Gump und Gänswürger" ist es dem Autor gelungen, die Verhältnisse im 19.Jahrhundert überzeugend darzustellen:
Eine Obrigkeit, die arrogant über die niederen Gesellschaftsschichten herrscht und eine Polizei, die bei der Bevölkerung nur auf wehnig Anerkennung stösst. Auch die Armut des grössten Teils der Landbevölkerung und der Traum von vielen "auf´s Amerika" in eine angeblich bessere und freiere Welt auszuwandern, werden äusserst treffend geschildert.
Dieses Theaterstück, das nichts mit der "Plüschwelt" der gerade zu Ende gegangenen Zeit des Biedermeiers zu tun hat, erlebt nun unter der Gesamtleitung und Regie von Adam Zimmerseine Uraufführung in Manching.
Warum gerade Manching?
Hier fanden die beiden Räuber häufig Unterschlupf bei ihren Hehlern, einem Manchinger Tabakmacherehepaar, das später zu jeweils 5 Jahren Zuchthaus verurteilt werden sollte. Und schliesslich und endlich erschoss hier Gump auch seinen Kumpan Gänswürger. Und noch in der Mitte des letzten Jahrhunderts wurden hier ab und zu unfolgsame Kinder mit den Worten erschreckt:
"Wennst net brav bist, dann holt di da Gump!"
Gespielt wird auf drei Ebenen: Grundbühne, mittlerer Weg und oberer Weg.
Darsteller und ihre Rollen
Ferdinand Gump, genannt "Seits Fendi", Räuber: Johann Schmalzl
Eduard Gänswürger, Räuber: Xaver Huber
Therese Stabl: Charlotte Filippini
Karl von Lipowski, Regierungspräsident: Adam Zimmer
Oskar, Freiherr von Ruffin, Oberregierungsra:t Erwin Send
Josef Diener, Regierungsassessor: Rainer Langner
Peter Gschwendner, Bauer auf dem Oscheidhof: Heinz Buchner
Maria Gschwendner, seine Frau: Rita Schelkopf
Johann Gschwendner, Sohn des Oscheidbauern: Alexander Kraus
Anton Gschwendner, Sohn des Oscheidbauern: Bastian Schöls
Knecht des Oscheidbauern: Fabian Veit
Knecht des Oscheidbauern: Klaus Wilhelm
Anton Bauer, Gendarm: Richard Steuer
August Leopold, Gendarm: Alexander Spitz
Wirtin von Lindkirchen: Anita Schmid
Xaver Faltermeier, Räuberkumpan: Alfred Veit
Franz Xaver Gruber, Seiler aus Elsendorf: Franz Zeller
Marie Gruber, seine Frau: Ingrid Neuner
Franz Ullinger, Söldner aus Irnsing: Willi Spitz
Josef Ettmüller, Söldner aus Elsendorf: Thomas Neuner
Josef Maillinger, Bürger aus Mainburg: Edmund Zäuner
Leonhard Stadler, Bürger aus Mainburg: Hans Plank
Thomas Unterhuber, Bürger aus Mainburg: Georg Huber
Georg Gallinger, Bürger aus Mainburg: Emil Mayer
Anton Kirmeier, Bürger aus Mainburg: Karl Heinz Mohr
Peter Kufer, Kramer aus Karlskron: Franz Ismann
Margarete Kufer, seine Frau: Antonia Schöls
Maria Meier, Magd bei Kufers: Kerstin Schmalzl
1. Bürger: Helmut Eisenbarth
2. Bürger: Josef Winkelbeiner
1. Bürgerin: Jutta Zeller
2. Bürgerin: Birgit Zeller
Fahrer des Pferdegespanns: Ernst Forsthofer
weitere Leute aus dem Volk, (Bürger, Handwerker, Knechte, Gendarmen, u. a.): Gerda Langner, Helmut Kimmel, Uwe Baum, Petra Gruber, Annemarie Mauser, Renate Ruff, Melanie Besl, Heinz Ehrl, Peter Ruckdäschel, Barbara Uhlig, Gabi Attenhauser, Peter Ostermeier, Julia Schulz, Gerda Leuschner, Franz Froschmeier, Ulrike Spitz, Sami Schranz, Walter Franz, Harald Nagler, Andrea Nagler, India Nagler, Simon Sippl, Alexander Neuner, Maximilian Huber, Sina Huber, Giulia Filippini, Melissa Ruff, Carina Veit, Julia Kumpf
Wirtshausmusikanten: Hannelore und Peter Deindl
Moritatensänger: Riburga und Otto Amerell
Weitere Mitwirkende
Beratung zur Bühnengestaltung und Inszenierung: Claudia Rühle
Souffleusen: Inge Spitz, Angelika Peschel, Ulrike Spitz
Maske: Evi Send, Riburga Amerell, Antonia Schöls, Doris Veit, Ingrid Neuner
Kostüme: Helene Buchner, Ottilie Schmalzl
Technik: Das Team der Fa. AVC, Ralf Buchner, Siegfried Eckert, Matthias Schnapp, Quirin Spitz
Bühnenbau: Adam Zimmer, Heinz Buchner, Peter Schelkopf, Rupert Zeller, Erich Gürtner, Franz Froschmeier, Karl Heinz Mohr, Franz Ismann, Xaver Huber
Videotechnik: Jürgen Hinterheller, Rupert Schöls
Regie und Gesammtleitung: Adam Zimmer
Kasse: Gertraud Gürtner, Helene Buchner, Hannelore Ruckdäschel, Michaela Lohwasser
Fotos: Wolfgang Kampert
Danke an alle nicht erwähnten Helfer
Programmheft